Technisches Gedenken
In Frankfurt am Main mitten im Menschengewimmel des Hauptbahnhofs auf einer gedrängten Bank, deren Sitzgäste sich angenehme Wärme spenden würden, wenn es nicht einer der heißesten Sommertage des Jahres wäre. Die Sonne steht bereits tief und lässt die Luft über den Lichtreflexionen der Geleise flimmern. Meine Präsentation war nicht Sommer und nicht Winter, wieder nur irgendwie dazwischen. Die Vibration des Handys lässt mich wie immer zucken. Zweifelnde Blicke meiner Sitznachbarn. Auf dem Display erkenne ich, dass es kein Anruf, sondern die Erinnerung an Toms Geburtstag ist und denke an die Zeit zurück, als wir täglich unseren Spaß in der Schule hatten. An den Abend als er mir beim Lagerfeuer von seinen ersten Liebesproblemen erzählte und wir nachher betrunken im Zelt einschliefen. Unsere ersten Drogenerfahrungen. Das abgebrochene Medizinstudium und seine erfolgreiche Ausbildung zum Tontechniker. Daran, wie wir uns aus den Augen und aus dem Sinn verloren. Und an den Anruf vor zwei Jahren, als ich von Toms Tod erfuhr. Heute vermisse ich ihn mehr als früher. Bald hätte auch Jenny Geburtstag.
1 Comments:
eigentlich geht es gar nicht um rené. rené war zu schwach gewesen, hat nicht durchgehalten. sicher, da war die freundschaft, das lagerfeuer, drogen. von liebe war plötzlich keine rede mehr. das medizinstudium? ein vorwand, eine kiffidee, versponnen. eigentlich ging es bloß um dope, um stoff, den kick. in den tiefen seiner, schon mehr als nur angekratzten, gehirnwendungen hatte sich der gedanke festgesetzt, ein mediziner kommt an alles ran, der kann alles besorgen, reine sachen, toller stoff, pure ware, gigantisch, das beste vom besten. aber eigentlich verwechselte er das bloß mit pharmakologen. und selbst deren brillen waren bei weitem nicht mehr so rosig getönt, die sechziger vorbei, der stoff verwebt, der stardust zerblasen, verweht, wind of change. karriere hieß jetzt der moter, die erwartete rendite riskankter anlagen treibt ihn an, vorwärts, das bringt den kick, der job, die beförderung extase. rené hatte das nicht mehr einsehen können. deshalb war er dann tontechniker geworden. tontechniker werden nicht berühmt, tontechniker sind weder rockstars noch late night moderatoren, tontechniker haben sowieso keine freunde. der perfekte job für einen junkie.
und jetzt ist rené tot, er hat seinen microregler runtergezogen, konsequent, zum letzten mal. kein wunder, dass ich mir einbilde rené zu vermissen. doch, es geht eigentlich gar nich um rené. alles dreht sich - um sabine...
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