Vorläufige Auswertung der Umfrageergebnisse
Ich bin ja nie einer Meinung mit dem Spiegel.
Ich denke, man hätte die (Um-)Frage vielleicht so stellen müssen: Welcher Name ist eigentlich so gut geeignet popkulturell erfolgreich zu sein wie Hitler?
Hitler ist sowas wie ein Label unter dem sich doch so manches vereinigen lässt, oder? Man muss sich nur mal in der Realität umsehen. Was sind zum Beispiel die zahllosen Botschaften die man an Häuserwänden, oder den Innenseiten von Toilettenkabinen findet anderes als Erscheinungen einer Popkultur? Und der Kernkanon da umfasst neben der "Geile Jungs treffen sich..." oder "Heiße Blondine (macht alles!) 0179/3605156" Sektion, doch vor allem was? Hitler, den Nationalsozialismus und Hakenkreuze (durchgestrichen oder nicht durchgestrichen, was in diesem Fall ein Gleiches sein dürfte).
Daneben ist es wohl schwer, eine Figur auszumachen, die sich quantitativ mit Hitler vergleichbar in den Medien repräsentiert findet. Dazu gehört das gerne wiederholte und kopierte Guido Knopp Infotainmentformat von Hilter Helfern bis zu Hitlers Schäferhunden. Erst gestern Abend ging es auf irgendeinem Sender um Hitlers Geheimwaffen. Und nicht zuletzt diese waren es, die dem 20. Jahrhundert seinem Mediensuperereignis, der Mondlandung, verholfen haben.
Beschränkt man sich ein wenig enger auf den Rahmen dessen, was so unter dem Label "Pop" zu finden ist, stößt man schnell auf die von Rolf Dieter Brinkmann und Ralf Rainer Rygulla herausgegebene Anthologie ACID. Sozusagen der Kanonkracher dessen, was Dietrich Dietrichsen als "Pop eins" beschrieben hat. Man braucht nur bloß mal die Seiten von ACID durchzublättern, und wer lächelt (er lächelt zwar nicht, aber) einem da entgegen? Richtig. Hitler. Die einzige Person der so auffällig eine ganzseitiges Portraitphoto gewidmet wurde. Hitler. "Welcome Back", die Bildüberschrift. Willkommen dahein, im Kanon der Popkultur.
Diese einmalige Karriere wird wohl niemals zu Ende gehen. Er letztes Jahr war es er, der eine, Hilter, der, für diese eine Saison den Trend fallender Zuschauerzahlen in deutschen Kinos aufhalten konnte. Hitler, dargestellt von Bruno Ganz. Wie auch immer sie gewesen sein mag Ganz' schauspielerische Leistung in "Der Untergang" (Ich kann das nicht beurteilen, denn ich habe mich nicht in der Hitlersoße (Wiglaf Droste, TAZ) gesuhlt.), man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass es nicht diese Schauspiel gewesen ist, dass die Deutschen massenhaft ins Kino gelockt hat. Und wissenschaftliches Interesse war es wohl bestimmt auch nicht.
Und daraus (das Hilter ohnehin schon so präsent ist) resultiert das der Mann auch bei uns in der Zeitschrift so unheimlich präsent ist. Da führt kein Weg vorbei. Nichts zieht so wie die Marke Hitler. Wir hatten ja versucht das russische Massenmörderlabel "Stalin" auf die gleiche Ebene zu setzen. Und? Was kam dabei herum? Ein dummer, roter Asta-Faschist, der uns darauf hingewiesen hat, dass das "ja so nicht ginge". "Diese Gleichsetzung". Und ohne das dabei irgenine politisch-historisch Bedeutung intendiert gewesen wäre. Hitler ist eben doch was besonderes. Sogar für die Roten.
Anyway, Hitler sells. Und nicht zuletzt ist die Identität der Bundesbürger (Der Erfolg von "Der Untergang" hat das eindrucksvoll demonstriert), das Selbstverständnis des demokratischen Menschen eben darauf gegründet. Was wären Deutsche (auch heute) denn schon ohne ihren Lieblingsdiktator? Was wäre unsere Geschichte ohne das 3. Reich? Auch wenn es keiner mehr höhren kann. Nehmt es uns nicht weg. Es ist offensichtlich das einzige, was Deutschland Erwähnenswertes geleistet hat. Abgesehen von "wunder von Bern" natürlich. Aber die gewonnene Fussball-WM wäre ja auch bloß Schnee von Gestern, wäre da nicht wer gewesen? Hitler. Hitler hat die WM '54 zu einem besonderen Ereignis werden lassen. Hatte man kürzlich noch Juden durch die Schornsteine gejagt, einen weltumspannenden Kreig entfesselt, so jagte man jetzt Tore. Und das mit Erfolg. Wir waren wieder wer. Und durften uns den Traum von der Weltmacht dann wenigstens auf dem Rasen erfüllen.
Von der Bedeutung von Nazi-Symbolen etc. in der Popmusik nach 1945 ganz zu schweigen. Das würde zu weit führen. Hitler muss für alles herhalten. Erst letzten Freitag musste ich ein Referat über mich ergehen lassen, dass Roland Barthes Mythentheorie zu erklären suchte. An welchem Beispiel? Man ahnt es. Dem Trivialmythos Nummer 1.
Ich denke, man hätte die (Um-)Frage vielleicht so stellen müssen: Welcher Name ist eigentlich so gut geeignet popkulturell erfolgreich zu sein wie Hitler?
Hitler ist sowas wie ein Label unter dem sich doch so manches vereinigen lässt, oder? Man muss sich nur mal in der Realität umsehen. Was sind zum Beispiel die zahllosen Botschaften die man an Häuserwänden, oder den Innenseiten von Toilettenkabinen findet anderes als Erscheinungen einer Popkultur? Und der Kernkanon da umfasst neben der "Geile Jungs treffen sich..." oder "Heiße Blondine (macht alles!) 0179/3605156" Sektion, doch vor allem was? Hitler, den Nationalsozialismus und Hakenkreuze (durchgestrichen oder nicht durchgestrichen, was in diesem Fall ein Gleiches sein dürfte).
Daneben ist es wohl schwer, eine Figur auszumachen, die sich quantitativ mit Hitler vergleichbar in den Medien repräsentiert findet. Dazu gehört das gerne wiederholte und kopierte Guido Knopp Infotainmentformat von Hilter Helfern bis zu Hitlers Schäferhunden. Erst gestern Abend ging es auf irgendeinem Sender um Hitlers Geheimwaffen. Und nicht zuletzt diese waren es, die dem 20. Jahrhundert seinem Mediensuperereignis, der Mondlandung, verholfen haben.
Beschränkt man sich ein wenig enger auf den Rahmen dessen, was so unter dem Label "Pop" zu finden ist, stößt man schnell auf die von Rolf Dieter Brinkmann und Ralf Rainer Rygulla herausgegebene Anthologie ACID. Sozusagen der Kanonkracher dessen, was Dietrich Dietrichsen als "Pop eins" beschrieben hat. Man braucht nur bloß mal die Seiten von ACID durchzublättern, und wer lächelt (er lächelt zwar nicht, aber) einem da entgegen? Richtig. Hitler. Die einzige Person der so auffällig eine ganzseitiges Portraitphoto gewidmet wurde. Hitler. "Welcome Back", die Bildüberschrift. Willkommen dahein, im Kanon der Popkultur.
Diese einmalige Karriere wird wohl niemals zu Ende gehen. Er letztes Jahr war es er, der eine, Hilter, der, für diese eine Saison den Trend fallender Zuschauerzahlen in deutschen Kinos aufhalten konnte. Hitler, dargestellt von Bruno Ganz. Wie auch immer sie gewesen sein mag Ganz' schauspielerische Leistung in "Der Untergang" (Ich kann das nicht beurteilen, denn ich habe mich nicht in der Hitlersoße (Wiglaf Droste, TAZ) gesuhlt.), man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass es nicht diese Schauspiel gewesen ist, dass die Deutschen massenhaft ins Kino gelockt hat. Und wissenschaftliches Interesse war es wohl bestimmt auch nicht.
Und daraus (das Hilter ohnehin schon so präsent ist) resultiert das der Mann auch bei uns in der Zeitschrift so unheimlich präsent ist. Da führt kein Weg vorbei. Nichts zieht so wie die Marke Hitler. Wir hatten ja versucht das russische Massenmörderlabel "Stalin" auf die gleiche Ebene zu setzen. Und? Was kam dabei herum? Ein dummer, roter Asta-Faschist, der uns darauf hingewiesen hat, dass das "ja so nicht ginge". "Diese Gleichsetzung". Und ohne das dabei irgenine politisch-historisch Bedeutung intendiert gewesen wäre. Hitler ist eben doch was besonderes. Sogar für die Roten.
Anyway, Hitler sells. Und nicht zuletzt ist die Identität der Bundesbürger (Der Erfolg von "Der Untergang" hat das eindrucksvoll demonstriert), das Selbstverständnis des demokratischen Menschen eben darauf gegründet. Was wären Deutsche (auch heute) denn schon ohne ihren Lieblingsdiktator? Was wäre unsere Geschichte ohne das 3. Reich? Auch wenn es keiner mehr höhren kann. Nehmt es uns nicht weg. Es ist offensichtlich das einzige, was Deutschland Erwähnenswertes geleistet hat. Abgesehen von "wunder von Bern" natürlich. Aber die gewonnene Fussball-WM wäre ja auch bloß Schnee von Gestern, wäre da nicht wer gewesen? Hitler. Hitler hat die WM '54 zu einem besonderen Ereignis werden lassen. Hatte man kürzlich noch Juden durch die Schornsteine gejagt, einen weltumspannenden Kreig entfesselt, so jagte man jetzt Tore. Und das mit Erfolg. Wir waren wieder wer. Und durften uns den Traum von der Weltmacht dann wenigstens auf dem Rasen erfüllen.
Von der Bedeutung von Nazi-Symbolen etc. in der Popmusik nach 1945 ganz zu schweigen. Das würde zu weit führen. Hitler muss für alles herhalten. Erst letzten Freitag musste ich ein Referat über mich ergehen lassen, dass Roland Barthes Mythentheorie zu erklären suchte. An welchem Beispiel? Man ahnt es. Dem Trivialmythos Nummer 1.
2 Comments:
Ich bin auch immer öfter über mancherlei Schmiererei des Spiegels erstaunt. Aber die Frage, auf die Du Dich im ersten Absatz beziehst, wurde nie vom Spiegel gestellt. Es war die im Spiegelartikel verklausulierte Aussage einer Nichte Osama Bin Ladens oder eines Beraters dieser Nichte Waffa. Die Erfolgsfrage zu stellen und auszuweiten kam dann von mir. Aber wir sind ja manchmal auch nicht der gleichen Meinung.
Auch wenn ich nicht mir Dir übereinstimme, dass ich, Der Spiegel, eine andere Frage hätte stellen müssen. Schließlich hat mich zunächst mal meine Frage und nicht Deine Frage interessiert. Umso besser finde ich jetzt allerdings, dass Du Deine Frage gestellt und sogar ein wenig diskutiert hat. Vielleicht hast Du diese nicht minder interessante Frage ja stellen müssen. Auch eine interessante Frage wäre, zu erörtern, wann sich jemand genötigt fühlt auf einer Frage aufbauend eine andere zu stellen. Ich fühle mich z.B. nun auch genötigt weitere Fragen zu stellen.
Unbestritten scheint, dass das Zeichensystem Hitler auch heute noch populär zu sein scheint, also erfolgreich im Sinne einer gewissen Massentauglichkeit ist (siehe Deine Ausführungen zu Toilettenkabinen). Ebenso sind Hitler-Geschichts-Shows im TV sehr erfolgreich. Ist es bei denen denn das Label Hitler, das diese Sendungen so erfolgreich macht? Müsste man da nicht schauen, wie erfolgreich andere Geschichts-Shows sind, die in erster Linie auf Unterhaltung zielen? Obwohl Hitler sich hier wohl als eindeutiges Quotenzugpferd herausstellen dürfte. Aber dennoch würde ich den Erfolg von Knopp doch vor allem an diesem besonderen Unterhaltungsformat festmachen wollen, das von der Geschichtswissenschaft nicht unkritisch beäugt wird.
Warum tauch denn Hitler als Kanon in ACID auf? Ich meine, nur dass er da abgebildet ist macht ihn doch nicht zum Kanon, oder? Ich kenne das Buch noch zuwenig. Hat es bei der Hitler-Abbildung auch etwas mit der Technik des Poppens zu tun? Einen bestimmten Effekt zu erzielen durch die Herauslösung eines Begriffs aus seinem Kontext und Einbettung in einen neuen Kontext? Das funktioniert natürlich vor allem besonders gut mit sehr festen populären Begriffen.
Auch war „Der Untergang“ über Deutschland hinaus einigermaßen massentauglich. Aber war es hier nicht in Deutschland zu einem bestimmten Teil eine Art Vergangenheitsbewältigung, die einige Menschen in die Kinos lockte? Mit Verlaub, vielleicht nicht die meisten. War der Hauptgrund für die Kinomassen dann nicht vielleicht eher die Neugier, wie heute ein deutscher Regisseur mit diesem heiklen Thema umgeht und wie es die Schauspieler tun? Ist nicht jeder neugierig, wie ein Schauspieler den dunklen Schatten der Deutschen umsetzt? Und wie die anderen Schauspieler in ihren Rollen ihn dabei unterstützen? Natürlich spielt dabei auch wieder das Label die Hauptrolle.
Aber Deine Frage hätte eigentlich lauten müssen: Warum funktioniert das Label Hitler immer noch so gut? Warum verkauft er sich so gut?
Dass Deutschland außer Hitler und WM’54 nix geschichtliches zu bieten hat scheint mir etwas tief gegriffen. Natürlich gehört es beides zur Geschichte. Und so wie Du diese beiden Dinge aufeinander beziehst, kann man ja alles aufeinander beziehen. Jede Art von Sport oder Wettstreit lässt sich ohne große Mühe mit Krieg vergleichen. Wenn ein Kind hinfällt, braucht es doch auch Trost und Zuspruch, um wieder aufzustehen (Deutschland erhebt sich), aus Fehlern zu lernen und weiterzuspielen, oder?
Irgendetwas wollte ich noch zur Charakter-Bildung (oder Kultur?) schreiben, hab aber keine Zeit mehr. Muss mich in 5 Minuten fertig geduscht, gestylt und angezogen haben, da ich in 20 Minuten auf der Arbeit sein muss. Es war was mit Hitler, WM’54, Hölle, Himmel, Goethe etc...
Ich meinte gar nicht, dass der Spiegel eine Frage gestellt hat. Stand auch nicht im Originalpost. Wenn das missverständlich war, wird das mit dem (Um-) vor Frage im geänderten Post hoffentlich klar.
Ich bin nur nicht der Meinung (des Spiegels) das Hitler schlecht ist für Erfolg im Popgeschäft.
Die Frage bezog sich auf die Umfrage. Die Frage haben wir gestellt. Die "vorläufige Auswertung" dieser (Um-)frage bringt mich zu dem Schluss, dass man die Frage hätte anders stellen müssen. So war das gemeint. Eben weil, wie ich nahe gelegt haben wollte 'Hitler' als Label erfolgreich in der Popkulturpositioniert ist.
Und warum das so ist, wollte ich doch mitbeantwortet haben. Weil das gesamte bundesdeutsche Selbstverständnis, bis in die grundlegensten Gesetze von 'Hitler' bzw. dem Nationalsozialismus abgeleitet ist. Die Schwierigkeiten bei der Auflösung des bundestages sind ein eindrucksvolles Beispiel. Das deutsche Parlament ist das einzige weltweit, das nicht das Recht zur Selbstauflösung hat. Und jeder sollte wissen warum.
Das war neben "Auswertung" so als Antwort auf "deine Frage" gedacht. Oben steht nicht umsonst "unsere Frage". Deine Frage ist nämlich auch meine Frage, jedenfalls war sie mit meinem Namen unterschrieben.
Übrigens, es ging auch beim thema ACID um den Kanon der Popkultur. Nicht Hitler der kanonisch ist in ACID, sondern ACID als den "Kanonkracher" von Pop 1. "Hilter" könnte auch nie zum Kanon werden, sondern höchstens zu einem Element des Kanons.
ACID = Element von Popkanon
Hitler = Element von ACID
Damit ist Hitler auch Element des Popkanons.
Armer Popkanon. Armes Deutschland. Ist hingefallen und hat 52.000.000 Menschen erdrückt. Da braucht es wirklich Trost und Zuspruch. Die WM war bloß Fake. Die anderen haben Deutschland nur gewinnen lassen, um das Kindchen zu trösten. Schade, dann war nicht einmal das eine Leistung.
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