Home

Samstag, Januar 22, 2005

NachGedacht über Baustellen

HIER findet sich ein wirklich schöner Artikel zum Web von Prof. Klaus Kreimeier, der heute auch in der Printausgabe der Frankfurter Rundschau erschienen ist.
Der Spiegel schreibt in seiner Zusammenfassung Kreimeier würde 'meditieren', ich bin nicht sicher, ob das wirklich das richtige Wort dafür ist. Sagen wir, er schreibt über das Netz und den permanenten Zustand der Unfertigkeit, in dem sich Webseiten, Blogs etc. befinden. Ausgang sind die Überlegungen der Betreiber WIKIPEDIA 'abzudichten', Schluss zu machen mit der Datenaufnahme. Kreimeiers Standpunkt, dass nichts gegen Baustellen einzuwenden sei, aber das nur fertige Häuser, scheint mir durchaus nachvollziehbar. Auch ich habe gerne Bücher im Regal stehen. Aber, sind das tatsächlich fertige Produkte? Oder ist das nicht, zum Teil jedenfalls, ein Blendwerk? Kein Lexikon wird jemals fertig, vielmehr verlangt doch gerade die scheinbare Fertigstellung einer Ausgabe gerade die Fertigung der nächster. Und der Brockhaus der vorigen Auflage verhält sich doch relativ zur aktuellen Auflage wie Wikipedia von heute zu Wikipedia von Gestern. Manches ändert sich, Manches bleibt und Manches kommt neu hinzu. Und, ist der Roman Siddhartha von H. Hesse den ich vor Jahren gelesen habe noch der selbe der er wäre, wenn ich das Buch heute noch einmal zur Hand nehme? Sicher es sind die selben Buchstaben auf dem selben Papier geblieben, aber ist der Text nicht ein anderer? Weil ich ein Anderer bin? Weil das Vorurteil beim Lesen ein Anderes geworden ist? Sicher, ich mag Bücher, ich habe sie gerne im Regal stehen. Aber Häuser sind Bücher nicht. Sie geben keine Sicherheit. Ich habe Angst vor Anton Reiser. Und trotzdem bleibt es ein schöner Gedanke Sicherheit zu finden, ein elysischer Traum, der wie Jean Paul gesagt hat, unerfüllt bleiben sollte auf Erden, weil es sonst ein bloß Wiederholter wäre. Und das Leben keine Baustelle.