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Dienstag, Januar 18, 2005

gedicht für weblog nr. 3

nachrichtenmatrix


meer böse
mensch gut
mensch böse
strand gut


1 Comments:

Blogger h.s. said...

Interessante Dichte. Der Titel lässt für mich zunächst nicht auf den Inhalt schließen. Heißt: Ich hätte diesen Inhalt nicht erwartet. Daraus lässt sich schließen, dass der Titel für den Inhalt eine besondere Bedeutung hat. Sozusagen Richtungsweisend ist, wie der Inhalt zu verstehen ist.
Nachrichten sind nach allgemeinen Verständnis Neuigkeiten, neue Informationen, die man von jeder Person jedem Medium erhalten kann. In der Regel wird unter Nachrichten aber die Vermittlung von redaktionell aufbereiteter Information über einen Ausschnitt des Weltgeschehens durch diverse Medien. Von den verschiedenen Bedeutung einer Matrix möchte ich mich auf die biologische beschränken, in der man von einem Mutterboden sprechen kann. Insoweit wäre eine Nachrichtenmatrix der Nährboden für Nachrichten / neue Informationen bzw. für alle, die sich von diesem Boden ernähren. Nicht zu vergessen diejenigen, deren Neugier durch diesen Nährboden gestillt wird.
Nach dem Titel folgen in Alliteration drei Worte, die so in keinem Wörterbuch stehen, aber dennoch eine Bedeutung zu tragen scheinen. Von den ersten drei Zeilen abweichend und somit zumindest eine formale Pointe bildend folgt in der letzten Zeile das einzige im Wörterbuch zu findende Wort „Strandgut“.

Die Wörter der ersten drei Zeilen bilden jeweils ein Kompositum aus Substantiv und Adjektiv. Dabei erhält das vorangestellte Substantiv jeweils eine Wertung durch das nachgestellte Adjektiv. Die Substantive der drei Anfangszeilen beschränken sich auf einmal „meer“ und zweimal „mensch“. Die Adjektive schränken sich auf einmal „gut“ und zweimal „böse“. Bleibt man zunächst auf der formalen Ebene, fällt auf, dass „mensch“ zweimal vorkommt und ebenso „böse“ zweimal vorkommt. Das lässt den Schluss zu, dass auf dieser Ebene der Autor eventuell eine Verbindung von „mensch“ und „böse“ betonen will. Formal kann man also das Ergebnis festhalten „mensch“=„böse“ oder auch den somit gedoppelten Höhepunkt der Anfangszeilen „menschböse“.

Dieser Gleichung steht nun formal das von der Alliteration abweichende Kompositum „strandgut“ gegenüber. Abweichend ist aber nicht nur der Bruch mit der Alliteration und die Existenz eines Wörterbucheintrages zu „strandgut“ (wenn auch nicht in der Kleinschreibung). Hinzu kommt auch ein Bruch in der Bildung des Kompositums. Während vorher Substantiv und Adjektiv das Kompositum bildeten und dem Adjektiv die Funktion einer Wertung zukam, besteht „strandgut“ aus zwei Substantiven, wodurch zunächst eine Wertung ausbleibt. Nimmt man aber eine Art Parallelismus an, der dem „-gut“ in „strandgut“ einen Adjektivstatus zukommen lässt, wird auch „strandgut“ zu einem Wort ohne Wörterbucheintrag. Ebenso dürfte dann eine Bedeutungsverschiebung von „strandgut“ angenommen werden, die in einer inhaltlichen Analyse zu klären wäre.

Was zunächst bleibt ist ein „böser Mensch“ vor einem „guten Strand“. Bzw., da formal auch die Umkehrung betont wird, kann man auch von einem „guten Menschen“ vor einem „bösen Strand“ sprechen.

Um nur einen Satz hinzuzufügen, der den Titel einbezieht und über die Form hinaus verweißt, ist man schnell bei dem, was in Tsunamizeiten den Nährboden unserer Nachrichten bildet. Ich hoffe ich war bis hierher nicht zu unstrukturiert. Zu mehr Analyse habe ich gerade keine Lust. Sicherlich wäre die variable Bedeutungsvielfalt der Komposita interessant, ebenso die Bedeutung der Wortreihenfolge, eine eingehendere Betrachtung des Strandgutes und der anderen Bedeutungsvariationen des Titels mit den jeweiligen Folgen für das Gedicht. Vielleicht hat da ja jemand Einstiegsansätze und Motivation, die mir fehlt.

9:48 PM  

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