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Samstag, September 03, 2005

Der menschliche Makel

Da hat er mich mal wieder erwischt – oder ich ihn? Auf jeden Fall wird die Arbeit im Allgemeinen und die wissenschaftliche im Besonderen nicht gerade einfacher durch den menschlichen Makel.

So kam es gerade, dass ich bei der Recherche in Zeitungsartikeln, die ich von einer zuständigen Sammelstelle, die sich auch für bibliographische Angaben verantwortlich zeichnet, gekauft hatte, einen solchen Makel feststellen musste.

In der „Neuen Zürcher Zeitung“ sollte am 7. Januar 1995 der Artikel „Die Untoten von LA“ über Bret Easton Ellis’ Erzählband „Die Informanten“ zu finden gewesen sein. Nun war es aber so, dass die anderen Zeitungsartikel über „Die Informanten“ alle erst zum Ende des Jahres 1995 erschienen waren, was mich stutzig machte. War die „Neue Zürcher Zeitung“ einfach ihren Kollegen um einige Monatsnasenlängen voraus, oder war ich dem Fehler irgendeiner, wahrscheinlich studentischen, Hilfskraft auf der Spur, die etwas unkonzentriert arbeitete oder vielleicht ihre Pflichten nicht so genau nahm.

Ich begab mich also in das virtuelle Archiv der „Neuen Zürcher Zeitung“ und fand tatsächlich auf Anhieb den gesuchten Artikel des Jahres 1995. Das genaue Datum, irgendwie müssen Archive schließlich auch finanziert werden, fand ich jedoch erst über eine 2,32 Euro Click&Buy Investition heraus. Und somit steht es nun fest. Mein Artikel hatte sich mitnichten am 7. Januar auf Seite 35 der „Neuen Zürcher Zeitung“ befunden, sondern auf Seite 47 des 7. Dezembers 1995.

So befriedigend diese Recherche und das Aufdecken eines Fehlers auch war, so wenig weiß ich nun, wie ich mit den neuen Erkenntnissen umgehen soll. Wer sagt mir, dass das Archiv der „Neuen Zürcher Zeitung“ fehlerfrei angelegt wurde? Und wer bescheinigt mir, dass die restlichen Artikel meiner Sammlung fehlerfrei bibliographiert sind? Und wie viele dieser Fehler halten überhaupt mein Weltbild, meine Wahrnehmung der Realität zusammen? Oder das von uns allen?