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Mittwoch, August 31, 2005

Heroin für New Orleans?

Ich muss mal wieder den Spiegel spiegeln. Mist. Es war so schön ruhig in der letzten Zeit.. Wahrscheinlich ist das Sommerloch entgültig vorbei. Katrina hat es abgesaugt und runtergeschluckt.
Eine wunderbare Naturkatastrophe. Bei solchen Dingen geht es naturgemäß um Blut und Boden, vielleicht bricht beim Spiegel deswegen die nach selbigen benannte Rhetorik wieder aus. Statt Hilfe hangelt es scheinbar nur Hohn aus Deutschland. Gerade wohl von denen, die immer an die Ghettos drüben erinnern, aber jetzt die armen Amerikaner hängen lassen wollen. Und Schuld ist natürlich die Regierung! Klar, die is ja eh bald weg, auf die kann man es schieben.

Ich Scheiß auf Joschka, Schröder und Genossen. Könnt ihr in Pakete packen und den Amis spenden, wenn ihr wollt. Aber von mir kriegen die keinen Cent. Klar, sicher, nach dem Krieg, Carepakete, Luftbrücke, geholfen ham se uns, die Amis. Wer jetzt nicht spendet ist Geschichtsblind! Und wer so doof ist die kleine Katrina mit dem 3. Reich zu vergleichen, der schreibt für den Spiegel. Is ja ganz plötzlich über die Südstaatenneger auf ihren Baumwollfeldern hereingebrochen, die Naturkatastrophe. Und jetzt ist Onkel Toms Hütte kaputt. Abgesoffen. Den Bach runter gegangen. Genau so wie damals beim Führer. Jetzt stehen in New Orleans sogar schon die Russen vor der Tür und wollen "helfen". Klar, helfen. Hat Stalin auch gemacht. Aber wir sind schlau um ham gelernt, nicht wahr?

Also: Hitler war keine Naturkatastrophe. Für die Carepakete hat Oppenheimer schließlich die Japse atomisiert und Werner von Braun die Amis auf den Mond geschossen. Quid pro Quo Doctor.
Spenden? Für ein armes Ländchen voll kaputter Negerhütten? Dixieland? Sonst geht's noch gut. Das arme Ländchen verballert laut Spiegelmeldung von heute 5,4 Milliarden Dollar pro Monat für einen letztendlich sinnlosen und außerdem völkerrechtswidrigen Krieg. Davon könnte man schon ein paar Deiche bauen, nicht wahr? Homeland Security, man! Get it? Vielleicht hat die Sache ja ein gutes, vielleicht kapiert endlich wer, dass es Dinge gibt die gefährlicher sind als Terrorismus (Ich kann gar kein arabisch!) und wichtiger als Bin Laden zu finden. Ich will gar nicht wissen, was der Spiegel machen würde, wenn ich mit ner Blut&Boden Rhetorik a la "Die Amis sind in den Irak eingefallen wie Hitler in Polen. Spendet für die Angehörigen von 100.000 Ziviltoten!" zu Hilfsaktionen für den Irak aufrufen würde. So wie es der Spiegel natürlich jeden Tag macht. Wahrscheinlich würden sie leon de Winter anheuern um mich als Islamistensympathisanten in eine Ecke mit Nazikriesverbrechern zu stellen und Leuten die sich weigern im Irak künstlerische Filme aus Südkorea zu zeigen...

Es würde vielleicht weniger Konflikte entstehen, wenn sich jeder um seinen Scheiß kümmern würde, vor der eigenen Tür "caren", statt sich in die Angelegenheiten anderer Leute einzumischen. Die welt wird nicht perfekt werden, keine Frage, es gibt immer irgendeinen Wirbel. Aber jetzt: relaxen, die Amis sind schon groß, die kriegen das alleine hin. Und wer andern auf die Fresse haut sowieso. Ich mach mich nicht über Junkies lustig, nur weil die süchtig ist. Aber deswegen bezahl ich noch lange nicht den Stoff. Vor allen Dingen nicht wenn der Mick Jagger heißt. Da kümmer ich mich doch lieber um meine Telefonsexnegerinnen. Oder geb dem Toilettenneger von Karstadt ein paar Cent. Kann der ja den Brothers in da Hood zukommen lassen, wenn er meint die haben nicht genug in Dixie. Andererseits aber, wer weiß, ist Geiz ja vielleicht auch geil.

3 Comments:

Blogger h.s. said...

Gefällt mir, Dein Text. Ich halte auch nix von Generationenverpflichtungen und noch weniger von Volkstäterschaft.

Aber interessant finde ich Deine Art zu Formulieren, die doch wieder etwas pauschal wirkt. Das ist aber nicht der interessante Punkt.

Das Interessante ist, dass Du schreibst "Die Amis [!alle?] sind in den Irak eingefallen wie Hitler [!alleine?] in Polen."

Auch eine Möglichkeit, andere zu be- und sich selbst zu entlasten. Lustig! Wenn diese Formulierung wahrscheinlich auch wohl eher in dieser Intention unbewusst geflossen ist.

Insgesamt aber echt ein cooles Stück Text, mit passendsten Bildern und Floskeln, der zu lesen Spaß macht.

9:35 AM  
Blogger val.b said...

"Bush sagte allerdings in einem Interview, die USA kämen alleine zurecht. Er erwarte sich nicht viel von anderen Staaten. "Ich erwarte viel Anteilnahme und vielleicht schicken ein paar Bargeld. Aber dieses Land wird aufstehen und sich um alles kümmern", sagte er." - endlich bin ich mit dem Arschloch mal einer Meinung!

...was die Formulierung angeht, "die Amis" zieht sich ja durch den ganzen Text...ohne viel Grund. Die Metonymie ist doch ganz normal in einem sochen Fall. Genau so hätte ich von Bushs Feldzug im Irak schreiben können. Is interessant, gebe ich zu.
Allerdings müsstest du mir erklären wen ich mit was be- und wovon ich mich entlaste. Ich fühl mich jetzt nicht wirklich schuldig für Hitlers Polenfeldzug, oder den deutschen Einmarsch in Polen. Hätte ich eh nicht verhindern können, noch würde ich wollen, wenn ich könnte.
Du solltest wissen warum...ja richtig, ich würde mein jetztiges Leben nicht Opfern, wenn ich damit auch 50.000.000 das Leben retten könnte, incl. der Erhöhung des Gaskammerfreibetrags...
Und weißt du warum das nicht? Weil ich nicht unter Allmachtsphantasien leide...so wie die DEUTSCHEN das gemacht haben, vor längerer Zeit. Und HITLER vielleicht auch :-)

10:37 AM  
Blogger h.s. said...

Lassen wir einmal die persönliche Formulierung weg, die vielleicht in meinem Text "Auch eine Möglichkeit, andere zu be- und sich selbst zu entlasten" herauszulesen war. Ich meinte nicht unbedingt Dich, der sich be- oder entlastet.

Manchmal betrachte ich die Sprache doch tatsächlich als eigenes, von den Sprechern losgelöstes, System. Und in diesem System, das ja wahrscheinlich selbst doch davon ausgehen muss, dass es da Einheiten wie Sender und Empfänger gibt, die für den Erhalt des Systems verantwortlich sind; in diesem System also enthält die Formulierung "Die Amis sind in den Irak eingefallen wie Hitler in Polen" die Belastung (mit Schuld) der AMIS, dass SIE ALLE in den Irak eingefallen sind sowie die Entlastung (von Schuld) des Senders dieser Formulierung (wer auch immer sie aufgreift), der den Einfall in Polen ALLEIN HITLER zurechnet. Gleichzeitig werden somit alle Deutschen von Hitler distanziert. Ein Stück weit enthält diese Formulierung eine Emanzipation von der DUNKLEN deutschen Vergangenheit.

Man kann die Formulierung im zweiten Teil natürlich auch genau andersherum gebraucht interpretieren. Als immer noch der deutschen Geschichte verpflichtete Aussage, ein HITLER als pars pro toto, der für alle Deutschen steht, ein HITLER, den jeder Deutsche immer im Gepäck mit sich herumträgt, ein HITLER, den ich irgendwo habe leigenlassen, ein HITLER, der sich aber bei jeder Gelegenheit, unter einer Bahnhofsbank hervorspringend, an mein Hosenbein krallt, ein HITLER, der sich einfach nicht abschütteln lassen will. Amputation dürfte auf Dauer zu vollständigem Hackfleisch führen. Und das mir, wo ich doch vegetiere.

1:50 PM  

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